Jedes Jahr im Herbst und Frühling ist es so weit – das Thema „Reifen wechseln“ kommt auf. Ist man nicht schnell genug und vereinbart rechtzeitig einen Werkstatttermin, fällt oftmals schon der erste Schnee, bevor die Winterreifen drauf sind. Aber warum nicht selbst die Sommer- bzw. Winterreifen in die Hand nehmen? Mit unseren Tipps wechseln Sie Ihre Autoreifen einfach selbst und sparen sich die Wartezeit sowie die Kosten in der Werkstatt.
Muss man Winterreifen wechseln?
In Deutschland gilt die sogenannte situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet, man darf bei winterlicher Witterung, also bei Schnee, Eis oder Glätte, nicht ohne Winterreifen fahren. Einen festgelegten Zeitraum, in dem man die Winterreifen aufziehen muss, gibt es aber nicht. Verzichtet man also bei entsprechenden Witterungsverhältnissen auf das Auto, braucht man theoretisch keine Winterreifen.
Manche Autofahrer fragen sich zudem, ob man nicht einfach das ganze Jahr über mit Winterreifen fahren kann, um sich den Reifenwechsel zu sparen. Oder, ob man abgefahrene Winterreifen noch im Sommer fahren kann, um sie dann im Herbst zu entsorgen. Laut ADAC ist das allerdings keine gute Idee. Winterreifen sind für sommerliche Temperaturen nicht gemacht und zeigten in einem Test gefährliche Schwächen: Im schlimmsten Fall war der Bremsweg bei Tempo 100 mit Winterreifen im Sommer um 16 Meter länger als mit Sommerreifen. Abgenutzte Winterreifen seien zwar weniger bedenklich, trotzdem rät der ADAC wegen erhöhter Unfallrisiken davon ab. Auf jeden Fall gilt für jeden Reifen: Die Profiltiefe von 1,6 Millimeter darf nicht unterschritten werden.
Allwetterreifen (mit dem „Alpine“-Symbol) sind für Sommer und Winter geeignet und müssen daher im Jahresverlauf nicht gewechselt werden. Allerdings verschleißen sie dadurch auch schneller, als Sommer- oder Winterreifen und sollten durchschnittlich nach zwei bis vier Jahren ausgetauscht werden. Verpflichtend ist der Wechsel aber auch bei Ganzjahresreifen als Winterreifen erst, wenn die minimale Profiltiefe von 1,6 Millimetern erreicht ist.
Autoreifen wechseln mit RDKS
Komplizierter und teurer könnte der Reifenwechsel bei Fahrzeugen mit Reifendruckkontrollsystem (RDKS) werden. Das ist eine automatische Luftdrucküberwachung, die seit 2014 für alle Neuwagen Pflicht ist. Bei Winterreifen mit Reifendrucksensoren kommt es darauf an, ob das Auto mit direktem oder indirektem RDKS ausgestattet ist.
Das indirekte RDKS bemerkt eine Veränderung im Abrollverhalten der Reifen über die Drehzahlsensoren und meldet entsprechend, wenn der Reifendruck zu niedrig ist. Es kann aber nicht erkennen, in welchem Reifen. Hat ein Auto ein indirektes RDKS, kann der Reifenwechsel trotzdem selbst erledigt werden. Dann muss im Anschluss das RDKS nur neu initialisiert werden. Wie das funktioniert, steht in der Bedienungsanleitung und ist meist mit wenigen Klicks im Fahrzeugmenü erledigt.
Hat das Auto hingegen ein direktes RDKS, wird es schwierig, die Reifen selbst zu wechseln. Denn bei einem direkten RDKS hat jeder Reifen eigene Sensoren, die den exakten Reifendruck anzeigen. Das bedeutet, dass entweder alle Reifen (Sommer- und Winterreifen) mit Sensoren ausgestattet sein müssen, oder man die Sensoren auf den neuen Reifensatz umziehen muss. Außerdem müssen die Sensoren beim Reifenwechsel gewartet und besonders vorsichtig behandelt werden. Daher sollte man Reifen mit RDKS nur von einer Fachwerkstatt wechseln lassen.
Tipp:
Mit welchem RDKS Ihr Auto ausgerüstet ist, können Sie beim Hersteller bzw. Händler erfragen oder in der Bedienungsanleitung nachlesen. Stehen dort Angaben zu „Reifendrucksensoren“, handelt es sich in der Regel um ein direktes System – sind Hinweise wie „das System misst nicht den tatsächlichen Reifendruck“ enthalten, handelt es sich um ein indirektes System.
Was kostet Winterreifen wechseln in der Werkstatt?
Was ein Reifenwechsel kostet, variiert je nach Werkstatt und Aufwand. Außerdem spielt es eine Rolle, ob das Auto mit einem Reifendruckkontrollsystem (RDKS) ausgestattet ist.
Autofahrer können ungefähr mit diesem Kostenfaktor bei Winterreifen rechnen:
- Radwechsel (Reifen sind bereits auf den Felgen montiert): Circa 30 bis 40 Euro
- Radwechsel mit RDKS: Circa 50 bis 60 Euro
- Radwechsel mit Auswuchten: Circa 70 Euro
- Radwechsel mit Auswuchten mit RDKS: Circa 90 Euro
Müssen die Reifen jeweils erst auf die Felgen aufgezogen werden, weil kein zweiter Felgensatz vorhanden ist, erhöht sich der Preis. Dann kann der Reifenwechsel bis zu 150 Euro kosten.
Winterreifen selbst wechseln: Die richtige Vorbereitung
Bevor man mit dem Reifenwechsel startet, sollte man diese Punkte überprüfen und vorbereiten:
- Radschrauben und -muttern auf Schäden überprüfen.
- Gewinde und Auflageflächen mit der Drahtbürste säubern.
- Reifen auf Schäden überprüfen und Mindestprofiltiefe checken – diese muss mindestens 1,6 Millimeter betragen.
- Fahrzeug auf einer ebenen Fläche abstellen.
- Reifen an der richtigen Stelle des Autos bereitlegen.
Lese-Tipp:
Was bedeuten die Zahlen und Zeichen auf Autoreifen? In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um die Reifenkennzeichnung.
Autoreifen wechseln: Das richtige Werkzeug
Diese Werkzeuge und Hilfsmittel sollten Autofahrer für den Reifenwechsel bereitlegen:
- Wagenheber: Ein Rangierwagenheber ist komfortabler als ein herkömmlicher Fahrzeugwagenheber – allerdings ist letzterer für einen Einsatz zweimal im Jahr ausreichend.
- Radkreuz (auch Kreuzschlüssel oder Drehkreuz genannt): Damit lassen sich Schrauben und Muttern einfach lösen und anziehen.
- Drahtbürste: Nützlich, um Rost und Schmutz von den Radschrauben zu entfernen.
- Schlüssel, um das Felgenschloss zu öffnen (falls vorhanden).
Nützlich, aber nicht unbedingt notwendig sind zusätzlich diese Utensilien:
- Drehmomentschlüssel: Verhindert, dass Radbolzen oder Muttern überdreht werden.
- Schlagschrauber: Damit funktioniert der Reifenwechsel noch einfacher und schneller.
- Unterlegkeil oder Sicherungskeil: Für einen sicheren Stand des Fahrzeugs während des Reifenwechsels.
- Arbeitshandschuhe: Um sich vor Verletzungen und Schmutz zu schützen.
- Kompressor: Für das Messen des Reifendrucks.
Sommer- auf Winterreifen wechseln: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Eine gesetzlich vorgeschriebene Zeit gibt es für den Reifenwechsel nicht. Allerdings gibt es eine situative Winterreifenpflicht in Deutschland. Das heißt, dass man mit Winterreifen unterwegs sein muss, wenn die Witterungsverhältnisse winterlich sind. Eine Faustregel für den Reifenwechsel ist „von O bis O“, das heißt, von Oktober bis Ostern sollte man mit Winterreifen fahren. Orientiert man sich an dieser Regel, ist man meistens auf der sicheren Seite.
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Reifen selbst wechseln: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Liegt das Werkzeug bereit und sind die Vorbereitungen getroffen, kann es losgehen. Mit nachfolgenden Autoreifen-Tipps wechseln Sie die Autoreifen richtig:
1. Auto sichern
Handbremse anziehen, ersten Gang einlegen – bei Automatikautos: auf „P“ stellen.
2. Schrauben lockern
Alle Radschrauben um eine Viertel-Umdrehung lockern.
3. Auto aufbocken
Fahrzeug mit dem Wagenheber aufbocken. Dabei auf die Angaben in der Gebrauchsanleitung des Autos achten.
4. Rad abnehmen
Alle Schrauben komplett lösen und Rad abnehmen.
5. Reinigen
Die Auflageflächen reinigen und Bremsscheiben und Bremsbeläge kontrollieren.
6. Neues Rad anschrauben
Neues Rad aufsetzen und Schrauben festziehen. Dabei das Rad, das in der Vorsaison auf der Vorderachse angebracht war, auf der Hinterachse montieren und umgekehrt. So werden die Reifen gleichmäßig abgenutzt. Reifen niemals diagonal (entgegen der Laufrichtung) tauschen.
7. Markieren und Einlagern
Die abmontierten Reifen zur Vorbereitung auf den nächsten Reifenwechsel mit Kreide kennzeichnen: „VL“ für „vorne links“, „HR“ für „hinten rechts“ usw. Anschließend Reifen einlagern.
8. Luftdruck kontrollieren
Reifendruck mit eigenem Kompressor (falls vorhanden) oder an der Tankstelle überprüfen. Die Angaben zum richtigen Reifendruck stehen in der Bedienungsanleitung, im Türrahmen der Fahrerseite oder auf der Innenseite des Tankdeckels.
9. Schrauben nachziehen
Nach circa 50 bis 100 gefahrenen Kilometern alle Schrauben noch einmal nachziehen.
Autoreifen richtig lagern
Nach dem Wechseln sollte man die Autoreifen richtig einlagern. Wer sich dabei an diese Tipps hält, kann die Lebensdauer seiner Reifen erhöhen:
- Reifen vor dem Einlagern auf Beschädigungen überprüfen
- Autoreifen kühl, dunkel und trocken lagern
- Wer keinen passenden Platz zu Hause hat, kann die Autoreifen gegen Gebühr in einer Autowerkstatt einlagern lassen
- Vor dem Lagern reinigen und kennzeichnen (siehe oben)
- Luftdruck um 0,5 bar gegenüber der Vorgabe erhöhen, da die Reifen während der Lagerung Luft verlieren
- Kompletträder übereinander liegend verstauen – noch besser: Felgenbäume und Wandhalterungen nutzen
- Reifen ohne Felgen hochkant stehend lagern und ab und zu drehen
Wie sind meine Reifen versichert?
Wie bereits erwähnt, gilt seit 2010 die situative Winterreifenpflicht. Diese greift bei entsprechenden Wetterlagen und winterlichen Straßenverhältnissen wie Schnee, Glatteis, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte. Wer mit Sommerreifen im Winter von der Polizei erwischt wird, muss laut Bußgeldkatalog mit einem Bußgeld und Punkten in Flensburg rechnen. Auch wird es bei einem Unfall mit Sommerreifen im Winter in puncto Versicherung schwierig. Liegt eine unangemessene Bereifung als Unfallgrund vor, kann es passieren, dass Versicherungsnehmer einer Kfz-Haftpflichtversicherung in Regress genommen werden. Aber auch andersherum können Sommerreifen im Winter die Versicherung beeinflussen. Wird festgestellt, dass das Unfallopfer den Unfall durch Nichterfüllung der Winterreifenpflicht verursacht hat, ist eine Mithaftung nicht auszuschließen. Bei den Kaskoversicherungen sieht es ähnlich aus. Sofern Sommerreifen im Winter aufgezogen sind, ist die Versicherung im Recht, nur einen Teil des Schadens zu zahlen.
Anders sieht es bei Allwetterreifen und einer Versicherung aus. Da Sie diese das ganze Jahr über fahren dürfen, solange es sich dabei um ausdrücklich dafür freigegeben Allwetterreifen handelt, erhalten Sie auch bei einem Unfall den entsprechenden Versicherungsschutz.
Und wie sieht es mit Winterreifen im Sommer und der Versicherung aus? Hierbei handelt es sich um einen Graubereich, denn genaue Vorgaben gibt es nicht. Sie können also rein vom Gesetz her auch Winterreifen im Sommer fahren. Jedoch nur, wenn dabei auch die gesetzliche Mindestprofiltiefe stimmt. Empfehlenswert ist das Fahren von Winterreifen im Sommer allerdings nicht. Einerseits verlängert sich ab bestimmten Temperaturen der Bremsweg und anderseits gilt eine geringere Bodenhaftung. Zudem erhöht sich der Verschließ, da Winterreifen meist weicher sind. Auch der Kraftstoffverbrauch steigt durch den Rollwiderstand. Ob bei Winterreifen im Sommer die Versicherung greift, hängt von der Gesamtsituation ab. Zeigt sich, dass der Unfall aufgrund der falschen Bereifung zustande gekommen ist, besteht keine Pflicht einer kompletten Kostenübernahme.
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