Sie kennen das sicher: Ein Freund zahlt für die Autoversicherung weniger als Sie, obwohl Sie fast das gleiche Modell fahren. Auch den Führerschein haben Sie im selben Jahr gemacht. Wie kann das sein? Möglicherweise lebt Ihr Bekannter auf dem Land, Sie aber in der Großstadt. Dort kracht es erfahrungsgemäß viel öfter. Genau das ist unter anderem für die Berechnung der Kfz-Versicherung entscheidend. In der Versicherungswirtschaft nennt man dieses Tarifmerkmal: Regionalklasse.
Was Autofahrer über die GDV-Regionalklassen wissen sollten
- Einmal im Jahr veröffentlicht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., kurz GDV, die Regionalstatistik.
- Regionalklassen gibt es für die Kfz-Haftpflicht, die Teilkasko- und die Vollkasko-Versicherung.
- Für die Haftpflicht gibt es 12, für die Vollkasko 9 und für die Teilkasko 16 Klassen.
- Je höher die Regionalklasse, desto höher ist auch der Beitrag für die Kfz-Versicherung.
- Die Statistik des GDV ist je ein Kalenderjahr gültig und ist für die Versicherer unverbindlich.
Wie sich die Regionalklasse auf die Kfz-Versicherung auswirkt
Die Beitragshöhe der Autoversicherung hängt neben weiteren Faktoren, wie zum Beispiel Typklasse oder Schadenfreiheitsklasse, davon ab, wo das Auto zugelassen ist. Derzeit gibt es in Deutschland 413 Zulassungsbezirke, deren Schadenbilanz der GDV jährlich auswertet und in Regionalklassen einteilt. In der Regionalstatistik spiegelt sich unter anderem wider, wo Autofahrer viele und teure Schäden verursachen und wo es regional nur selten kracht.
Dabei zählt nicht der Ort, wo es zum Unfall gekommen oder ein Kasko-Schaden entstanden ist, sondern allein der Zulassungsbezirk, in dem der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat. In Regionen, in denen es häufiger zu kleineren oder größeren Unfällen und zahlreichen versicherten Schäden kommt, müssen Autofahrer sich somit unter Umständen auf steigende Kosten der Kfz-Versicherung einstellen. Die Beitragshöhe für die Kfz-Versicherung wird also von den jeweiligen Regionalklassen beeinflusst.
Grundsätzlich gilt:
Je seltener es bei Fahrzeugen eines Zulassungsbezirks scheppert oder sie beispielsweise durch Einbruch beschädigt oder gestohlen werden, desto niedriger ist die Regionalklasse und umso günstiger ist die Autoversicherung.
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GDV-Statistik: Neue Tabelle der Kfz-Regionalklassen 2025
Welche Regionalklasse 2025 wo gilt, kann online auf der Webseite des GDV geprüft werden. Aber auch eine generelle Zusammenfassung der Statistik sowie eine Aufteilung nach Bundesländern stellt der GDV online kostenlos zur Verfügung. Besonders praktisch ist die Regionalklassenübersicht in der Kfz-Versicherung für Großstädte mit über 300.000 Einwohnern:
Kfz-Haftpflichtversicherung: Welche Regionalklasse ist günstiger?
Maßgeblich in der Kfz-Haftpflichtversicherung sind die Versicherungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen.
Nach der neuen Regionalstatistik des GDV werden sich dieses Jahr in 108 Zulassungsbezirken die Regionalklassen ändern. Für 9,4 Millionen Autofahrer und Autofahrerinnen hat dies Folgen: Rund 4,7 Millionen von ihnen in 59 Bezirken dürfen sich über niedrigere Regionalklassen freuen. Die restlichen 4,7 Millionen in 49 Bezirken erwarten 2025 jedoch höhere Regionalklassen.
Während für rund 9,4 Millionen Autofahrer in 2025 eine neue Regionalklasse gilt, bleibt diese für die Mehrheit – rund 33 Millionen Kfz-Haftpflichtversicherte – unverändert.
In der gesamtdeutschen Schadenbilanz kommen auch in diesem Jahr besonders die Fahrer und Fahrerinnen in Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gut weg. An die Spitze mit der besten Schadenbilanz in der Kfz-Haftpflichtversicherung schafft es erneut der brandenburgische Zulassungsbezirk Elbe-Elster. Hier lag die Schadenbilanz, wie auch in den letzten Jahren, ganze 30 Prozent unterhalb des bundesweiten Durchschnitts.
Hohe Regionalklassen gelten hingegen insbesondere in Großstädten sowie in Teilen Bayerns – doch es hat im letzten Jahr auch Verbesserungen in Bayern gegeben. Die Folge: In 24 Bezirken rutschen die Autofahrer in eine günstigere Klasse, jeder vierte kann sich also freuen. Auf dem deutschlandweiten Platz eins der schlechtesten Schadenbilanz landet Offenbach am Main – die Stadt mit etwas über 135.000 Menschen liegt 40 Prozent über dem Durchschnitt. Bei den Städten mit über 300.000 Einwohnenden bildet das Schlusslicht, wie schon in den Vorjahren, die Hauptstadt Berlin als einzige Stadt in der Klasse 12. Hier liegt die Anzahl an Schäden ebenfalls fast 40 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt.
Regionalklassen 2025: So sieht’s in der Kaskoversicherung aus
Die aktuelle GDV-Regionalstatistik wird sich auch in den Kaskoversicherungen auf die Regionalklassen vieler Fahrzeughalter auswirken. Allerdings im Verhältnis etwas geringer. So gelten für rund 5,8 Millionen Voll- oder Teilkaskoversicherte in 2025 höhere Einstufungen. Über niedrigere Einstufungen können sich hingegen 4,5 Millionen Kaskoversicherte freuen.
Bei den Vollkasko-Regionalklassen landet Berlin in der Übersicht der Landeshauptstädte mit Bremerhaven erneut in der teuersten Klasse – nach einer Verbesserung von Klasse 9 auf 8 in 2024 ist die Hauptstadt nun wieder in die höchste Klasse gerutscht. Autofahrer in Münster/Westfalen können sich über die beste Einstufung freuen und landen in Regionalklasse 1.
Bei den Spitzenplätzen in der Teilkaskoversicherung ist die Platzierung bei Städten mit über 300.000 Einwohnern wie folgt: Berlin belegt mit der Einstufung in Teilkaskoklasse 11 wieder den teuren ersten Platz, während Münster/Westfalen mit Klasse 1 den günstigen letzten Platz ergattert.
Generell konnten die Bundesländer Baden-Württemberg und Sachsen Verbesserungen verzeichnen, während Bayern und Hessen das Nachsehen hatten: Unter anderem aufgrund starker, regionaler Hagelschauer rutschten hier viele Zulassungsbezirke in höhere Voll- und Teilkaskoklassen.
Von Unfall bis Hagelschaden
In die Regionalklassenstatistik für Kaskoversicherungen fließen die Versicherungsleistungen nach selbstverschuldeten Unfällen sowie alle weiteren Kasko-Schadenfälle mit ein. Relevant ist dabei zum Beispiel, wo es am häufigsten zu Sturm- und Hagelschäden an Fahrzeugen kommt, welche Region die meisten Autodiebstähle zählt oder wo sich Wildunfälle häufen.
Bedeutung der Regionalklassen für Ihre Kfz-Versicherung
Die Regionalklasse ist nur eines der vielen Tarifmerkmale, die den Beitrag der Autoversicherung beeinflussen. Zwar gilt grundsätzlich, je niedriger die Klasse, desto günstiger die Kfz-Versicherung. Allerdings ist die Einstufung der Regionalklassen des GDV für Versicherer unverbindlich. Somit lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine konkrete Aussage über die Entwicklung der Kfz-Versicherungsbeiträge treffen.
Entscheidend für die Berechnung der Regionalklassen ist nicht, wo es zum Unfall oder Kasko-Schaden gekommen ist, sondern der Zulassungsbezirk, in dem der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat.
Versicherungen stützen sich mehrheitlich auf eigene Erhebungen
Während Sie die Regionalklassen-Tabelle des GDV zwar zur groben Orientierung nutzen können, findet das Stichwort „Regionalklassen“ in Ihren Versicherungsunterlagen vielleicht keine Erwähnung. Wie kommt das?
Die meisten Versicherer führen eigene, auf Postleitzahlen basierende Statistiken über die Schadenfälle verschiedener Regionen. Innerhalb einer Stadt wird hierbei also in die einzelnen Bezirke und Stadtteile unterteilt, was eine genauere Einschätzung ermöglicht. Auch diese Erhebungen werden jährlich neu ausgewertet und sind von vornherein in Ihren Versicherungsbeitrag einberechnet.
Anders ist es bei den Typklassen-Tabellen des GDV – sie sind weiterhin für die Versicherer relevant.
Ein Umzug in einen Bezirk mit niedriger Klasse ist meist keine Option. Somit heißt es letztlich für Autofahrer: Sie selbst können nichts weiter tun, als weiterhin vernünftig zu fahren – und hoffen, dass die anderen Fahrer in ihrem Zulassungsbezirk genauso verantwortlich unterwegs sind wie Sie.
Kurz erklärt: Das ist der Unterschied zwischen Regionalklassen und Typklassen
Sowohl Regionalklassen als auch Typklassen haben Auswirkungen auf die Beitragshöhe der Autoversicherung. Je seltener es in einem Zulassungsbezirk zu Unfällen kommt oder je seltener Autodiebe zuschlagen, desto niedriger ist die Regionalklasse und damit häufig auch die Versicherungsklasse. Im Gegensatz zu den Regionalklassen spielt für die Typklassen der Zulassungsbezirk keine Rolle. Werden für ein Automodell durchschnittlich wenige Schäden und geringe Versicherungsleistungen verzeichnet, wird das Modell in eine niedrige Typklasse eingestuft; bei vielen Schäden und hohen Kosten entsprechend in eine höhere. Für die Typklassen veröffentlicht der GDV ebenfalls regelmäßig eine Statistik für die Kfz-Haftpflicht und Kaskoversicherungen.
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