Versicherungsbetrug ist ein gravierendes Problem. Experten gehen davon aus, dass sich der jährliche Schaden allein für die deutsche Versicherungswirtschaft auf einen Milliardenbetrag beläuft. Vor allem im Feld der Kfz-Versicherung sind die Betrüger sehr aktiv. Zu einem Teil handelt es sich bei den Betrügern schlichtweg um Kleinkriminelle. Doch Auswertungen zeigen, dass insbesondere das organisierte Verbrechen dieses Feld für sich entdeckt hat.
Wenn gewöhnliche Kraftfahrer oder Kleinkriminelle ihren Kfz-Versicherer betrügen, ist dies nur selten geplant. Stattdessen werden Gelegenheiten genutzt, die sich aufgetan haben. Beim organisierten Verbrechen ist die Situation eine andere. Die Verantwortlichen verfolgen das Ziel, einen regelmäßigen und zugleich möglichst hohen Geldstrom zu generieren. Dass sie anderen Kraftfahrern, den Versicherern und letztlich der gesamten Versicherungswirtschaft schaden, scheint bedeutungslos zu sein.
Versicherung: Warum wird betrogen?
Im Kern existieren zwei Gründe, weshalb sich Zweige des organisierten Verbrechens auf Betrügereien im Versicherungswesen spezialisiert haben und dabei solch große Schäden anrichten. Beim ersten Grund handelt es sich um das vergleichsweise geringe Risiko. Versicherer und Polizei tun sich schwer damit, die Betrüger als solche zu überführen. Ein gut durchgeführter Betrugsversuch ist als solcher gar nicht so leicht zu erkennen. Zugleich gelten die Strafen, die im Falle einer Verurteilung drohen, als nicht sehr gravierend. Relativ häufig kommen Versicherungsbetrüger mit kleinen Geldstrafen oder Bewährungsstrafen davon. Bei besonders schweren Fällen sind jedoch sogar Freiheitsstrafen von bis zu 5 und 10 Jahren möglich.
Hohe Erträge sind der zweite Grund. Gelingt ein Betrugsversuch, so hat er sich aus finanzieller Sicht gelohnt. Einem relativ geringen Aufwand stehen satte Erlöse gegenüber. Mit nur einem Betrugsversuch können Kriminelle einen Reinerlös erzielen, der sich auf mehrere tausend Euro beläuft. Entsprechend groß ist die Verlockung, Unfälle zu fingieren und sich damit auf Kosten der Versicherungsgemeinschaft zu bereichern.
Warum ist Versicherungsbetrug so schwer nachweisbar?
Kriminelle haben bei der Durchführung eines Betrugs in der Kfz-Versicherung ein klares Ziel: Sie streben eine Entschädigung an, welche das Ausmaß des tatsächlichen Schadens übersteigt. Bei einem „gewöhnlichen“ Unfall hat der Geschädigte keinen Vorteil, weil die gegnerische Versicherung für Kosten aufkommt, die tatsächlich entstanden sind. Betrüger sind deshalb zur Täuschung gezwungen. Sie müssen einen Schaden vorgaukeln, damit sie unter dem Strich einen Gewinn erzielen.
In der Praxis wird auf unterschiedliche Strategien zurückgegriffen, indem die Betrüger beispielsweise absichtlich Unfälle herbeiführen und zugleich mit falschen Zeugenaussagen arbeiten. Genau diese Tatsache macht es so schwer, einen Versicherungsbetrug nachzuweisen.
Die verantwortlichen Hintermänner, die am Betrug das meiste Geld verdienen, sind nur schwer ausfindig zu machen. Die Situation ist ähnlich wie beim organisierten Pkw-Diebstahl. Die Kriminellen sind in gut strukturierten Banden organisiert. Die eigentliche Arbeit wird von denjenigen verrichtet, die in der Hierarchie ganz unten stehen und die ihre Auftraggeber häufig nicht einmal kennen.
Zugleich wird die Aufklärung dadurch erschwert, dass jeder professionelle Betrug gut getarnt ist und damit kaum auffällt. Anders als bei der Regulierung von Diebstahlschäden ist ein Versicherungsbetrug schlichtweg nicht so offensichtlich.
Wie sich Kraftfahrer schützen können
Betroffene können sich nur bedingt wehren, die Möglichkeiten sind überschaubar. Als bestes Mittel gilt eine umsichtige Fahrweise, um nicht in provozierte Unfälle verwickelt zu werden. Außerdem ist es empfehlenswert, einen Verdacht auf Versicherungsbetrug dem eigenen Kfz-Versicherer zu melden. Womöglich wird der Schaden dann genauer unter die Lupe genommen und der Betrug mit etwas Glück aufgedeckt.