Die EuropĂ€ische Union hat den eCall (emergency Call) eingefĂŒhrt. Ab dem 31. MĂ€rz 2018 mĂŒssen Fahrzeughersteller alle Neuwagen mit dem automatischen Notrufsystem ausstatten. Denn in manchen FĂ€llen entscheiden nur wenige Sekunden ĂŒber Leben und Tod. Dank eCall geht nach einem schweren Unfall automatisch ein Notruf an die europaweit einheitliche Rettungstelefonnummer 112. So sollen RettungskrĂ€fte schneller am Unfallort sein, um effizient Hilfe zu leisten. Die EU schĂ€tzt, dass die Folgen von UnfĂ€llen in Zukunft um bis zu 15 Prozent verringert werden können und dank eCall jedes Jahr rund 2.500 Menschen das Leben gerettet werden kann.
eCall: RettungskrÀfte bekommen automatisch die wichtigsten Daten
Ăber Crash-Sensoren im Fahrzeug und unter anderem das Airbag-SteuergerĂ€t ermittelt das eCall-System, wie schwer der Unfall ist. Bei schweren UnfĂ€llen wird automatisch ein Notruf gesendet, um möglichen Verletzten oder Bewusstlosen so schnell wie möglich zu helfen.
FĂŒr den Anruf ist die eCall-Steuerung zustĂ€ndig, die in den meisten FĂ€llen im Infotainment-System integriert sein wird. Ăber die Mobilfunkantenne wird eine Telefonverbindung zur nĂ€chst gelegenen Rettungsstelle aufgebaut. DafĂŒr braucht es keinen Knopfdruck und keine Ansage ĂŒber Sprachsteuerung, das lĂ€uft völlig automatisch. Praxistests in mehreren EU-LĂ€ndern zeigten, dass in 90 Prozent aller FĂ€lle innerhalb von 25 Sekunden eine Verbindung zur Notrufzentrale zustande kommt, bei 97 Prozent innerhalb von 45 Sekunden. Der eingebaute Notakku sorgt ĂŒbrigens dafĂŒr, dass der eCall auch dann möglich ist, wenn die Starterbatterie nicht mehr funktioniert.
Auch ohne Unfall kann eCall manuell ausgelöst werden. Das funktioniert ĂŒber eine zusĂ€tzliche Notruftaste. Wer Zeuge eines Unfalls wird oder medizinische Hilfe braucht, beispielsweise bei einem Herzinfarkt, erreicht die Rettungsstelle manuell. Ob automatisch oder manuell, in beiden FĂ€llen werden bestimmte Daten an die Rettungsstellen ĂŒbertragen, wie der aktuelle Standort des Fahrzeuges. Per GPS-Signal können die RettungskrĂ€fte sehen, wo sich der Unfall ereignet hat. Dabei werden die geografischen Daten der letzten beiden Standorte des Fahrzeuges mit dem aktuellen verglichen. AuĂerdem bekommen die RettungskrĂ€fte Informationen ĂŒber den Zeitpunkt, wann der Unfall passiert ist und ob der Notruf manuell oder automatisch ausgelöst wurde. Die Fahrtrichtung wird ĂŒbertragen und die Anzahl der Insassen, was aus der Zahl der angelegten Gurte geschlossen wird.
AuĂerdem werden Daten weitergegeben wie Antriebsart, also Diesel, Benzin, Gas oder Elektro, und die Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN). Das ist eine international genormte 17-stellige Nummer, mit der jedes einzelne Fahrzeug identifiziert werden kann. Ăber diese FIN-Nummer bekommen die RettungskrĂ€fte die sogenannte Rettungskarte des jeweiligen Automodells ĂŒbermittelt. Die Rettungskarte enthĂ€lt wichtige spezifische Fahrzeuginformationen fĂŒr die Helfer. Damit wissen Sie, wie sie die TĂŒren von auĂen öffnen und wie sie es verhindern, den Airbag nachtrĂ€glich auszulösen. Fahrer und Mitfahrer können so schneller und sicher geborgen werden.
eCall und der Datenschutz
Bei so vielen Daten, die bei einem eCall ĂŒbertragen werden, fragt man sich, ob und wie das mit dem Datenschutz geregelt ist. Die EU schreibt vor, dass alle Daten nur im Zusammenhang mit dem Unfall an die Rettungsstelle ĂŒbermittelt werden dĂŒrfen. Die Fahrzeughersteller mĂŒssen dafĂŒr sorgen, dass alle gespeicherten Daten anschlieĂend gelöscht werden. Das heiĂt auch, dass kein Bewegungsprofil des Fahrers erstellt werden darf. Nur bei einem schweren Unfall oder bei manuellem Auslösen des Notrufes wird die SIM-Karte des integrierten Mobiltelefons aktiviert. Es darf auch nicht passieren, dass der Anruf zur Rettungsstelle ĂŒber ein Smartphone aufgebaut wird, dass via Bluetooth mit dem Entertainment-System verbunden ist.
Der eCall muss immer ĂŒber die im System fest installierte SIM-Karte erfolgen. Die Hersteller mĂŒssen diese EU-Vorgaben umsetzen, zumindest was das offizielle eCall-System betrifft. Viele Hersteller wie BMW, Mercedes, Opel und Volvo bieten schon jetzt eigene Notruf- und Connected-Systeme mit ihren Modellen an. Dabei werden gegebenenfalls mehr Daten gesammelt, als es bei dem offiziellen eCall-System der Fall ist.
Die Notrufsysteme der Hersteller können auch weiterhin genutzt werden
Wer bereits ein Notrufsystem in seinem Fahrzeug hat, kann dies auch in Zukunft weiternutzen. In diesem Fall landet der Notruf in der Regel in einem Callcenter des Herstellers. Die Mitarbeiter dort rufen einen Rettungsdienst oder organisieren Pannenhilfe. Dabei werden teilweise mehr Daten erhoben und auch lĂ€ngerfristig gespeichert, als die EU es fĂŒr den offiziellen eCall zulĂ€sst. FĂŒr diese Datenerhebung unterschreibt der Besitzer beim Kauf einen Vertrag und gibt damit seine Zustimmung.
Trotzdem sind die Hersteller dazu verpflichtet, den europaweiteren eCall zur 112 in ihre neuen Fahrzeuge einzubauen. Es könnte ja sein, dass der Notruf zum Hersteller einmal ausfĂ€llt oder der Fahrer doch lieber zum eCall wechseln möchte. Zwischen den beiden Systemen darf ĂŒbrigens keine Verbindung bestehen. Das hat die EU ebenfalls gesetzlich geregelt.
Alte Autos dĂŒrfen weiter ohne eCall-System fahren
Die eCall-Pflicht gilt nur fĂŒr Neuwagen, die ab dem 31. MĂ€rz 2018 gebaut werden. Wer möchte, kann sein Auto nachrĂŒsten. DafĂŒr gibt es Unfallmeldestecker fĂŒr den ZigarettenanzĂŒnder und eine App fĂŒr das Smartphone. Registriert der Stecker einen Aufprall mit einer gewissen StĂ€rke, wird direkt ein Anruf zur Notrufzentrale aufgebaut. Aber auch bei Pannen oder BlechschĂ€den hilft der Unfallmeldestecker.
FĂŒr MobilitĂ€t und zusĂ€tzlichen Schutz bei Pannen und UnfĂ€llen sorgt der Verti Schutzbrief, der zur Autoversicherung dazu gebucht werden kann. Der Schutzbrief gilt in den meisten FĂ€llen europaweit und beinhaltet unter anderem Pannenhilfe, RĂŒckfĂŒhrung des Fahrzeuges und einen RĂŒcktransport fĂŒr Kranke. Um die Schadensabwicklung kĂŒmmert sich, entsprechend der gebuchten Leistungen, der Kfz-Versicherer.