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Crashtests: Aufprall-Versuche für sicherere Autos

6 Min „Den Karren gegen die Wand fahren“ für die Fahrzeugsicherheit – hier erfahren Sie alles Wichtige über Crashtests.

Crashtest Auto
Wibke Bierwald
19.07.2024
6 Min

Für die permanente Weiterentwicklung der Fahrzeugsicherheit sind sie entscheidend: Crashtests. Sie helfen, die Sicherheit von Fahrzeuginsassen und anderen Verkehrsteilnehmenden zu gewährleisten sowie die Auswirkungen von Unfällen zu minimieren. Doch was genau ist ein Auto-Crashtest, warum ist er wichtig, und wie wird er durchgeführt? Hier beleuchten wir für Sie die wichtigsten Aspekte von Crashtests – von den verschiedenen Testarten, über Sicherheitsstandards des europaweit einheitlichen Bewertungssystems der Euro NCAP bis hin zur Bedeutung der Crashtest-Ergebnisse für die Autoversicherung.

Was ist ein Auto-Crashtest und warum ist er wichtig?

Ein Crashtest ist ein Unfalltest, bei dem ein Auto unter realistischen, kontrollierten Bedingungen gegen ein Hindernis gefahren wird, um die Fahrzeugsicherheit zu bewerten. Diese Tests sind entscheidend, um Erkenntnisse über das Verhalten eines Fahrzeuges und seiner Sicherheitssysteme, der großen und kleinen Insassen oder der Ladung unter verschiedenen Crash-Bedingungen zu gewinnen.

Dank dieser Fahrzeugtests lässt sich die strukturelle Integrität des Fahrzeugs beurteilen und prüfen, ob es den Anforderungen moderner Fahrzeugsicherheit entspricht. Schließlich müssen Automobilhersteller sicherstellen, dass die von ihnen konstruierten Fahrzeuge den typischen Belastungen im Betrieb während ihrer gesamten Lebensdauer standhalten und sicher bleiben.

Im Crashtest-Auto werden, anstelle realer Menschen, mit Sensoren präparierte Spezial-Puppen platziert – sogenannte Dummies. Bis zu zwei Dutzend verschiedene Hochgeschwindigkeits-Kameras – sowohl innerhalb des Fahrzeugs als auch rund um das Hindernis – zeichnen den Kollisionsablauf auf. Dieser kann im Anschluss zusammen mit allen Messdaten aus einer Vielzahl von Sensoren detailgenau analysiert werden.

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Millisekunde genaue Analyse dank Highspeed-Videokameras:

Bei Crashtests geht es oft schnell zu. So rasend schnell, dass menschliche Augen den Vorgängen nicht mehr folgen können. Dank dem Einsatz modernster Highspeed-Videokameras können Testvorgänge, die nur den Bruchteil einer Sekunde dauern, festgehalten werden. Je nach Kameratyp und Vorgang werden während der Crashtests 1.000 bis 10.000 Bilder pro Sekunde aufgezeichnet. Bei Standtests einzelner Komponenten werden je nach Geschwindigkeit des ablaufenden Vorgangs – zum Beispiel das Einrasten der Verzahnung im Retraktor (Gurtaufroller) beim Straffvorgang des Sicherheitsgurts – sogar bis zu 50.000 Bilder pro Sekunde aufgenommen.

Das Crashtest-Ergebnis bestätigt dann entweder die gewünschte Autosicherheit oder offenbart Schwachstellen, sodass die Sicherheitsausstattung wie zum Beispiel Knautschzonen, die Airbag-Auslösung oder Sicherheitsgurt-Effizienz entsprechend verbessert werden kann.

Somit haben Crashtests eine wichtige Schlüsselfunktion, wenn es darum geht, Personenschäden und Todesfälle bei tatsächlichen Verkehrsunfällen zu reduzieren.

Die Sicherheitstests des Euro NCAP – Fahrzeuge im Härtetest

Der erste Crashtest wurde 1959 von Mercedes-Benz durchgeführt. Seither hat sich viel im Bereich der Fahrzeugsicherheit getan. So entstand zum Beispiel 1996 das Verbraucherschutzprogramm Euro NCAP (European New Car Assessment Programm) das Crashtests mit neuen Autotypen durchführt und ihre Sicherheit bewertet.

Dabei erleichtert ein einheitliches 5-Sterne-Bewertungssystem es insbesondere Autokäuferinnen und -käufern, die Sicherheit der verschiedenen Autos vergleichen zu können. Das Euro NCAP besteht aus einem Konsortium aus europäischen Verkehrsministerien, Automobilclubs sowie Versicherungsverbänden und Forschungsinstituten.

Die allgemeinen Kriterien der Euro NCAP 5-Sterne-Sicherheitsbewertung:

  • 5-Sterne-Sicherheit: Hervorragende Gesamtleistung beim Aufprallschutz und gute Ausstattung mit modernster Technologie zur Unfallvermeidung.
  • 4-Sterne-Sicherheit: Insgesamt gute Leistungen beim Aufprallschutz und bei der Unfallvermeidung, erreicht aber nicht in allen wichtigen Bewertungsbereichen die höchsten Standards.
  • 3-Sterne-Sicherheit: Ein Fahrzeug mit durchschnittlichem Sicherheitsniveau beim Insassenschutz, das einen mittleren Sicherheitsstandard bietet.
  • 2-Sterne-Sicherheit: Nomineller Aufprallschutz, aber unterdurchschnittliche Leistung in einem oder mehreren der wichtigsten Bewertungsbereiche.
  • 1-Stern-Sicherheit: Geringer Aufprallschutz und minimale Unfallvermeidungstechnologie über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.
  • 0-Sterne-Sicherheit: Erfüllt zwar die Typzulassungsnormen, womit der Verkauf gesetzlich zulässig ist, jedoch fehlt es an moderner Sicherheitstechnologie.

Das Euro NCAP fährt nicht nur regelmäßig Autos gegen die Wand. Es regelt auch, welche Sicherheitsstandards ein Fahrzeug erfüllen muss. Die Tatsache, dass die Euro NCAP-Standards der 5-Sterne-Bewertung bei der aktiven Sicherheit deutlich höher sind als die gesetzlichen Vorschriften, macht diese Crashtests zum wahren Härtetest für Fahrzeuge und zu einer europaweiten vertrauenswürdigen Referenz.

Seit Einführung des Programms haben sich die Anforderungen stetig weiterentwickelt. Aktuell bewertet das Euro NCAP Fahrzeuge in vier Crashtest-Kategorien:

  • Erwachseneninsassenschutz
  • Kindersicherheit
  • ungeschützte Verkehrsteilnehmer (Fußgänger und Radfahrer)
  • Ausstattung mit aktiven Sicherheits- und Assistenzsysteme

 

Wie werden Crashtests durchgeführt?

Crashtests werden in verschiedenen spezialisierten Einrichtungen durchgeführt, die mit modernster Technologie ausgestattet sind. So testet neben der Sicherheitsorganisation Euro NCAP zum Beispiel auch die DEKRA in ihrem Crash Test Center in Neumünster seit 1978 Fahrzeuge im Auftrag von Behörden und Fahrzeugherstellern. Der ADAC betreibt seit 1997 in seinem Technik Zentrum in Landsberg am Lech eine hochmoderne Crashanlage.

Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten von Crashtests, die auf unterschiedliche Unfallarten abzielen. Die Crashtest-Ergebnisse liefern somit beispielsweise detaillierte Informationen über den Insassenschutz beim Front- und Seitencrash sowie bei einem Pfahlaufprall oder Überschlag des Fahrzeugs.

Zum besseren Schutz von Passanten und Radfahrenden steigen inzwischen auch stetig die Ansprüche und Sicherheitsstandards der Euro NCAP bei den Tests der im Fahrzeug verbauten aktiven Sicherheitsassistenten.

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Lese-Tipp:

Einen eigenen Crashtest mit Hunde-Dummies im Auto gibt es nicht. Wenn Sie jedoch mehr erfahren wollen, wo und wie Sie Ihren Hund im Auto korrekt transportieren und sichern können, empfehlen wir Ihnen unseren Blogartikel „Autofahren mit Hund – Sicher mit Vierbeinern unterwegs“.

Diese Crashtestarten gibt es:

  • Frontalaufpralltest: Bei dieser Simulation eines Frontalzusammenstoßes wird das Fahrzeug mit einer bestimmten Geschwindigkeit gegen eine feste Barriere gefahren. Dabei wird die strukturelle Integrität der Fahrzeugfront sowie die Wirkung auf die Insassen bewertet.
  • Seitenaufpralltest: Bei diesem Test wird ein Fahrzeug von der Seite von einem beweglichen Objekt getroffen. Dies simuliert Kollisionen an Kreuzungen und bewertet den Schutz der seitlichen Fahrzeugstruktur und wie gut die Insassen bei einem seitlichen Aufprall geschützt sind.
  • Pfahlaufpralltest: Dieser Test simuliert einen Aufprall gegen einen schmalen Gegenstand wie beispielsweise einen Baum oder Laternenpfahl und bewertet den Schutz der Insassen.
  • Überschlagtest: Dieser Test bewertet die Stabilität des Fahrzeugdachs und prüft, wie gut ein Fahrzeug und seine Insassen bei einem Überschlag geschützt sind. Dabei wird das Fahrzeug entweder seitlich geneigt und losgelassen oder auf einem speziellen Prüfstand gedreht.
  • Fußgängerschutztest: Hier steht das Verletzungsrisiko für Fußgänger und Radfahrende bei einem Kopfaufprall oder Beckenanprall auf die Motorhaube im Fokus. Dabei werden das Deformationsvermögen und energieabsorbierende Strukturen der Fahrzeugfront bewertet.
  • Test der aktiven Sicherheit: Hierbei wird die Funktion der Assistenzsysteme wie zum Beispiel dem Notbremsassistenten geprüft. Je schneller und smarter die Systeme reagieren, umso besser können sie Unfallszenarien mit Fußgängern und Radfahrenden vermeiden oder abmildern.

Welche Autos gelten als besonders sicher?

Wer hier up to date sein will, sollte einen Blick auf die regelmäßigen Crashtest-Ergebnisse des Euro NCAP werfen (den Link zur Webseite finden Sie am Ende des Artikels). Im Juli 2024 veröffentlichte dieser die aktuellen Sicherheitsbewertungen für eine Reihe von neuen, bekannten Markenfahrzeugen, die auf den europäischen Markt kommen.

Dabei erhielten der Dacia Duster und der Suzuki Swift nicht mehr als drei magere Sterne. Hingegen schnitten die deutschen und tschechischen Modelle durchweg gut ab: Die Mercedes-Benz E-Klasse, der VW Passat und sein tschechischer Zwilling, der quasi baugleiche Škoda Superb, sowie der Škoda Kodiaq erhalten jeweils fünf Sterne. Alle vier Modelle bieten einen vorbildlichen Insassenschutz. Der Passat und der Superb bieten in allen vier Crashtests einen guten Insassenschutz für alle kritischen Körperbereiche bei Erwachsenen und Kindern.

Jedoch segelt die E-Klasse beim Fußgängerschutz hart am Wind: Mit nur einem Bruchteil eines Punktes für den Beckenschutz von Fußgängern ist sie kurz davor, einen Stern nach den neuesten Euro NCAP-Standards zu verlieren. Auch der BMW X2, der als Zwilling des X1 im Jahr 2022 noch mit fünf Sternen bewertet wurde, bietet wie die E-Klasse nur einen schwachen Fußgängerschutz.

Bedeutung von Crashtests für die Versicherung

Crashtests liefern zwar wichtige Informationen über die Sicherheit und Robustheit von Fahrzeugen bei Unfällen, jedoch greifen Kfz-Versicherer selbst im Rahmen der Risikobewertung von Fahrzeugen zur Berechnung der Versicherungsprämie nicht auf Crashtest-Ergebnisse zurück.

Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) lässt Crashtest-Daten wie die des Euro NCAP höchstens indirekt in seine jährliche Typklassenstatistik einfließen. Nämlich nur, wenn die Testergebnisse sich auch im realen Unfallgeschehen auf Deutschlands Straßen bestätigen.

Die Typklasse ist für Kfz-Versicherer einer von vielen Faktoren, um die Versicherungsbeiträge für die Kfz-Haftpflicht- und Kaskoversicherung risikogerecht berechnen zu können. Dabei gilt: Je niedriger die Typklasse, umso günstiger wirkt sich dies auf den Versicherungsbeitrag aus. Steigt die Typklasse eines Fahrzeugs, erhöhen Versicherer meist auch die Prämie.

Crashtest-Ergebnisse haben also – wenn überhaupt – nur einen indirekten Einfluss auf die Prämienhöhe der Autoversicherung.

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Was sagt die Typklasse eines Fahrzeugs aus?

Für seine Typklassenstatistik wertet der GDV jedes Jahr die Schaden- und Unfallbilanzen aller in Deutschland zugelassenen Automodelle aus. Der statistische Wert wird dabei als Zahl zwischen 10 und 34 angegeben. Werden für einen Fahrzeugtyp im Vergleich zu den Vorjahren weniger Schäden gemeldet und von Kfz-Versicherern entschädigt, wird das Modell in eine niedrigere Typklasse eingestuft – umgekehrt verhält es sich genauso.

Sicher unterwegs mit der günstigen Autoversicherung von Verti

An erster Stelle steht beim Autofahren die Sicherheit aller Insassen und Verkehrsteilnehmenden. Doch so gut ein Fahrzeug beim Crashtest auch abschneidet – wenn es um die finanzielle Sicherheit im Falle eines Verkehrsunfalls geht, ist guter Kfz-Schutz essentiell.

Bei Verti erhalten Sie nicht nur eine günstige und zuverlässige Kfz-Versicherung. Sie können Ihren Schutz zudem je nach Bedarf mit einer breiten Auswahl unserer Zusatzoptionen individuell erweitern. Haben Sie beispielsweise Familie? Dann können Sie mit dem Familienschutz „Kind & Kegel“ Ihre Liebsten absichern. Oder sichern Sie sich als Fahrer mit unserer Fahrerschutz-Versicherung finanziell für einen Unfall ab – egal, ob selbstverschuldet oder nicht. Ermitteln Sie Ihren Beitrag gleich hier mit unserem Online-Rechner.

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