Seit 1. April 2024 gilt das neue Gesetz zur Legalisierung von Cannabis. Nach dem Beschluss des Bundestages im Juni zur Regelung von Cannabis im Straßenverkehr sind seit dem 22. August auch die neuen THC-Grenzwerte in Kraft getreten. Was regelt das neue Gesetz? Welche THC-Grenzwerte gelten jetzt in puncto Cannabis-Legalisierung beim Autofahren? Welche Konsequenzen drohen beim Fahren unter Einfluss von Cannabis? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie hier.
Ab sofort in Kraft: Höherer THC-Wert von 3,5 Nanogramm für Autofahrende
Rund zwei Monate nach der begrenzten Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken hatte der Bundestag das umstrittene Gesetz am 6. Juni 2024 noch einmal angepasst. Damit folgte die Bundesregierung der Empfehlung einer Expertenkommission, die sich schon lange für einen höheren Grenzwert ausgesprochen hatte. Die neuen Regeln sind jetzt in Kraft getreten.
Während der alte Grenzwert des Wirkstoffs THC noch 1 Nanogramm je Milliliter Blut betrug, gilt ab dem 22. August 2024 für Cannabis am Steuer ein höherer Grenzwert von 3,5 Nanogramm – dies entspricht vergleichsweise einem Blutalkoholwert von 0,2 Promille.
Für unter 21-Jährige sowie in der zweijährigen Führerschein-Probezeit gilt im Übrigen ein völliges Cannabisverbot – der erhöhte Grenzwert von 3,5 Nanogramm je Milliliter Blut greift hier nicht.
Cannabis am Steuer: Darf man jetzt mit THC im Blut Auto fahren?
Mit dem Inkrafttreten der Gesetzesanpassung ist das Autofahren unter dem Einfluss von Cannabis nun grundsätzlich erlaubt – allerdings nur, sofern der erlaubte THC-Grenzwert im Blut nicht überschritten wird. Der Grenzwert ist ab sofort in § 24 a, Absatz 1a Straßenverkehrsgesetz geregelt.
Dieser neue Absatz besagt: „Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig im Straßenverkehr ein Kraftfahrzeug führt, obwohl er 3,5 ng/ml oder mehr Tetrahydrocannabinol im Blutserum hat.“
Wer mit einem höheren THC-Wert im Blut erwischt wird, begeht neben einer verkehrsrechtlichen Ordnungswidrigkeit auch eine Straftat gemäß Betäubungsmittelgesetz. Wegen der Risiken des Mischkonsums gilt nach dem Cannabis-Genuss ein komplettes Alkoholverbot im Straßenverkehr.
Fahren unter Cannabiseinfluss: Strafen und Bußgelder
Wer unter Einfluss von Cannabis Auto fährt und bei einer Verkehrskontrolle auffällig wird, kann mit aufs Revier genommen werden. Wird dann bei einer Blutprobe ein höherer THC-Wert als erlaubt gemessen, drohen ab sofort neue Bußgelder und Strafen.
Fahren mit oder mehr als 3,5 ng/ml THC im Blut:
- Erstverstoß: 500 Euro Bußgeld und 1 Monat Fahrverbot
- Zweitverstoß: 1.000 Euro Bußgeld und 3 Monate Fahrverbot
- Drittverstoß: 1.500 Euro Bußgeld und 3 Monate Fahrverbot
Bei Mischkonsum von Cannabis und Alkohol:
- Erstverstoß: 1.000 Euro Bußgeld und 1 Monat Fahrverbot
- Zweitverstoß: 1.500 Euro Bußgeld und 3 Monate Fahrverbot
- Drittverstoß: 2.000 Euro Bußgeld und 3 Monate Fahrverbot
Wer unter Drogeneinfluss durch Fahrauffälligkeiten und Ausfallerscheinungen den Straßenverkehr gefährdet, begeht eine Straftat und riskiert zwei bis drei Punkte im Fahreignungsregister in Flensburg sowie zusätzlich ein Strafverfahren.
Das gerichtlich festgelegte Strafmaß kann – je nachdem, ob eine Gefährdung des Verkehrs vorliegt oder nicht – zwischen einer Geldstrafe und einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren liegen. Ein Führerscheinentzug für mindestens zehn Monate kommt bei Vorliegen einer Straftat noch obendrauf.
Fahrradfahrer aufgepasst!
Die Konsequenzen gelten im Übrigen auch für Fahrradfahrer, die bekifft unterwegs sind. Sie können nicht nur zu einem Bußgeld verdonnert werden, sondern auch Ihren Führerschein verlieren, wenn die Verwaltungsbehörde davon ausgeht, dass Sie aufgrund von Drogen nicht mehr geeignet sind, ein Fahrzeug zu führen. Wichtig: Für die Eintragung der Punkte in Flensburg ist es irrelevant, ob Sie einen Führerschein besitzen oder nicht.
Cannabis am Steuer: Was passiert in der Probezeit?
Wer als Fahranfänger in der Probezeit unter Drogeneinfluss fährt, begeht einen schwerwiegenden Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung – einen sogenannten A-Verstoß. Darunter fallen auch Vergehen wie beispielsweise Vorfahrtverletzung, Geschwindigkeitsübertretung oder Alkohol am Steuer.
- Beim Erstverstoß verlängert sich Ihre Probezeit auf vier Jahre und Sie müssen an einem kostenpflichtigen Aufbauseminar teilnehmen.
- Beim zweiten A-Verstoß erteilt die Fahrerlaubnisbehörde eine Verwarnung und die Empfehlung zur Teilnahme an einer verkehrspsychologischen Beratung.
- Beim dritten A-Verstoß sind Sie Ihre Fahrerlaubnis los.
Auch nach dem Inkrafttreten der Gesetzesanpassung und Erhöhung des zulässigen THC-Wertes im Blut gilt: Fahranfänger in der zweijährigen Probezeit sowie Personen unter 21 Jahren dürfen sich nicht mit THC im Blut hinters Steuer setzen. Bei einem Verstoß droht in der Regel ein Bußgeld von 250 Euro.
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Cannabis-Legalisierung: Was beinhaltet das Cannabisgesetz?
Die inhaltlichen Grundlagen des neuen Cannabisgesetzes (kurz: CanG) wurden im Eckpunktepapier vom 12. April 2023 in einem 2-Säulen-Modell zur kontrollierten Abgabe von Genusscannabis an Erwachsene festgehalten.
Säule 1 ermöglicht Erwachsenen den Besitz und privaten Eigenanbau zum Eigenkonsum von Cannabis – Das Gesetz ist am 1. April 2024 in Kraft getreten. Zudem wird der gemeinschaftliche, nicht-gewerbliche Eigenanbau von Cannabis in Anbauvereinigungen erlaubt – diese Regelungen traten am 1. Juli 2024 in Kraft.
Straffrei erlaubt ist Erwachsenen seit dem 1. April 2024 somit:
- der Besitz von max. 25 Gramm Cannabis in der Öffentlichkeit zum Eigenkonsum
- der private Eigenanbau von max. 3 weiblichen blühenden Pflanzen
Seit 1. Juli 2024 gelten zudem folgende Regelungen:
- Cannabis-Abgabe an erwachsene Mitglieder: max. 25 Gramm pro Tag / 50 Gramm pro Monat
- Cannabis-Abgabe an Heranwachsende (18 bis 21 Jahre): max. 30 Gramm pro Monat / max. zulässiger THC-Gehalt von 10 Prozent
Davon abgesehen ist der Konsum von Cannabis in einer Schutzzone von 200 m Abstand zum Eingangsbereich von Anbauvereinigungen, Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen und öffentlich zugänglichen Sportstätten bis 20 Uhr verboten.
Die zweite Säule sieht vor, den Verkauf von Cannabis in ausgewählten Modellregionen für fünf Jahre wissenschaftlich begleitet und evaluiert zu testen. Dabei wird lizenzierten Fachgeschäften die Produktion, der Vertrieb sowie die Abgabe von Genusscannabis ermöglicht.
Trotz Legalisierung – so beeinflusst THC-Konsum die Fahrtüchtigkeit
Wer sich darüber freut, dass die Drogenpolitik gelockert wurde, sollte eines nicht vergessen: Setzt man sich nach dem Kiffen ans Steuer, ist die Fahrtauglichkeit erheblich beeinträchtigt. Dabei können die Effekte je nach Konsumhäufigkeit, Dosis, individueller Toleranz und Kombination mit anderen Substanzen variieren.
Zu den möglichen Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit durch THC-Konsum gehören:
- verminderte Reaktionsfähigkeit
- eingeschränkte Wahrnehmung
- verändertes Zeitgefühl
- gestörte Aufmerksamkeit
- erhöhte Risikobereitschaft
- verminderte Koordination
- Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses
Medizinisches Cannabis: Welche Ausnahme gilt für Cannabis-Patienten?
Die gute Nachricht ist: Patienten, die Cannabis als Arzneimittel – sogenanntes Medizinalcannabis – aufgrund einer medizinischen Indikation ärztlich verschrieben bekommen haben, dürfen grundsätzlich am Straßenverkehr teilnehmen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ihre Fahrtüchtigkeit aufgrund der Medikation nicht eingeschränkt ist und sie außerdem in der Lage sind, das Fahrzeug sicher zu führen.
Grundlage dafür ist eine Ausnahmeklausel des Straßenverkehrsgesetzes (§ 24a StVG), wonach keine Ordnungswidrigkeit vorliegt, „wenn Cannabis aus der bestimmungsgemäßen Einnahme eines für einen konkreten Krankheitsfall verschriebenen Arzneimittels herrührt“. Wer dagegen ein cannabishaltiges Medikament missbräuchlich einnimmt, dem droht die mögliche Entziehung der Fahrerlaubnis.
Diese wichtigen Punkte sollten Cannabis-Patienten beachten, wenn sie Auto fahren wollen:
- Ihre Fahrtüchtigkeit kann in der Einstellungs- und Eingewöhnungsphase von cannabishaltigen Arzneimitteln beeinträchtigt sein. Verzichten Sie deshalb in dieser Zeit auf das Autofahren oder lassen Sie sich von einer anderen fahrenden Person begleiten.
- Ihre Fahrtüchtigkeit kann auch von anderen Faktoren abhängen, wie zum Beispiel der Dosis, der Therapiephase, der Grunderkrankung oder anderen Arzneimitteln. Fragen Sie daher immer Ihren Arzt oder Apotheker um Rat, bevor Sie sich ans Steuer setzen.
- Es gibt keinen Grenzwert für den THC-Gehalt im Blutserum, der eine Strafbarkeit nach § 315c Absatz 1 StGB (Gefährdung des Straßenverkehrs) oder § 316 Absatz 1 StGB (Trunkenheit im Verkehr) ausschließt. Das heißt konkret, wenn Sie als Cannabis-Patient aufgrund der Cannabis-Wirkung Ausfallerscheinungen zeigen, die Ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, können Sie wegen Gefährdung des Straßenverkehrs oder Trunkenheit im Verkehr belangt werden.
- Führen Sie als Cannabis-Patient beim Autofahren eine Rezeptkopie oder eine ärztliche Bescheinigung mit, um im Falle einer Kontrolle nachweisen zu können, dass Sie Cannabis aus medizinischen Gründen einnehmen.
Erwischt: Hat Cannabis am Steuer Auswirkungen auf die Kfz-Versicherung?
Ja! Wer mit mehr Cannabis im Blut als gesetzlich erlaubt Auto fährt, riskiert nicht nur Bußgeld und Punkte in Flensburg, sondern auch Ärger mit der Kfz-Versicherung. Denn wer sich zu berauscht ans Steuer setzt, handelt grob fahrlässig und verletzt damit seine Sorgfaltspflicht.
Dies kann erhebliche Konsequenzen für die Kaskoversicherung haben, die für Schäden am eigenen Fahrzeug aufkommt. Der Versicherer kann die Leistung kürzen oder ganz verweigern, wenn die Fahrerin oder der Fahrer nachweislich unter Drogeneinfluss stand und dadurch einen Unfall verursacht hat.
Auch die Haftpflichtversicherung kann Regress fordern, wenn ein Unfall oder Schaden grob fahrlässig, zum Beispiel unter Cannabiseinfluss, herbeigeführt wurde. Das bedeutet, dass die Versicherung bis zu 5.000 Euro von der unfallverursachenden, fahrenden Person zurückfordern kann.
Verantwortungsvolles Verhalten sollte für alle, die sich mit einem Fahrzeug in den Straßenverkehr begeben, eine Selbstverständlichkeit sein – nicht nur der eigenen Gesundheit zuliebe, sondern auch zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer. Das Unfallrisiko auf der Straße ist an sich bereits hoch genug, deshalb fährt es sich nüchtern und mit klaren Sinnen am sichersten.
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